Interview über die Maltherapie

Malen als Therapie

Veröffentlicht am 6 Februar 2019 von Verena Arnold

Um Belastungen und Konflikte anzugehen, bietet das Malen einen alternativen Zugang. Durch das Malen eines Bildes lässt sich prozessorientiert arbeiten. Beim Malen werden Lebensmuster sichtbar und die malende Person kann Neues Verhalten ausprobieren. Das Bild an sich hinterlässt einen bleibenden Eindruck.  Wie eine solche Maltherapie genau aussieht und womit sich diese beschäftigt, hat uns die Maltherapeutin Monika Bieri erzählt.

Die 36-jährige Monika Bieri ist berufstätige Maltherapeutin. Zusätzlich führt sie gemeinsam mit ihrem Lebenspartner einen Zentempel in Glarus. Dort sind alle Menschen willkommen, welche gerne gemeinsam praktizieren möchten. In ihrem eigenen Atelier in Thalwil bietet sie die Möglichkeit der Maltherapie an. Die zwei Räume sind mit acht Malplätzen ausgestattet und dienen zum Malen und dem Austausch mit den Klienten.

Bevor sie ihr Atelier eröffnete, studierte sie Psychologie und machte eine Ausbildung zur Maltherapeutin. Zusätzlich absolvierte sie diverse Praktika in verschiedenen Institutionen, um die Arbeitsweise von mehreren Maltherapeuten zu erleben. Weitere berufliche Erfahrung verfügt sie durch die jahrelange Begleitung von Menschen mit psychischen Problemen in der Sozialpsychiatrie.

Monika, was fasziniert dich an der Maltherapie?

Was mich an der Maltherapie von Beginn an faszinierte: Malen kann Lebensmuster sichtbar machen, zugleich ist es möglich auf dem Bild spielerisch neues Verhalten auszuprobieren. Durch das Malen kann Ruhe und Frieden bei einem belastenden Thema entstehen, weil das Bild eine neue Erfahrung ermöglicht. Beziehungskonflikte können mit der Portrait Arbeit angegangen werden, ohne dass die andere Person anwesend sein muss. Ein Bild kann einem wieder eine Perspektive geben.

Bilder sind sehr einprägsam und können deshalb einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Kurz gefasst, begeistern mich bei der Maltherapie das Selbergestalten, das Sinnliche, das Sichtbarmachen, das Unkontrollierbare und Überraschende beim Malen.

 

Welche Menschen suchen Maltherapien auf?

Das Spektrum ist sehr breit. Es sind Erwachsene jedes Alters, die ins Atelier kommen. Meistens suchen mich Menschen auf, die in einer Lebenskrise sind und Unterstützung suchen, um herauszufinden, wie es in ihrem Leben weitergehen soll. Ich begleite auch Menschen, die an einer psychischen oder körperlichen Beeinträchtigung/Krankheit leiden, wie zum Beispiel eine Person mit ADS im Erwachsenenalter, die kurz vor der Abschlussprüfung steht, eine Klientin bei der Krebs diagnostiziert wurde und ich während der Chemotherapie maltherapeutisch begleitete oder eine Klientin mit einer langjährigen Depression, die daran ist langsam wieder ins Berufsleben einzusteigen.

 

Wie kann die Maltherapie bei Angststörungen helfen?

Bei Angststörungen arbeite ich mit dem lösungsorientierten Malen (LOM®) nach Bettina Egger und Jörg Merz. Diese Methode bietet sich besonders an, weil die Betroffenen mit übertriebener Angst, bei fehlender wirklicher äusseren Bedrohung, reagieren. Das Ziel ist eine neue Erfahrung zu machen. Konkret (re)aktiviere ich als erstes in der Therapie die Angst, indem ich mir die Angstreaktion genau beschreiben lasse. Danach malt die Person ein Bild, das nichts mit diesem Gefühl zu tun hat und das beim Anschauen sofort als ungefährlich wahrgenommen wird. Damit wird bewirkt, dass während dem Nacherleben eine neue, angstfreie Erfahrung gemacht werden kann. Anschließend folgen weitere Bilder, um diese neue Erfahrung zu festigen und vertiefen.

 

Gibt es eine Altersbeschränkung für die Maltherapie?

Bis auf mit Kindern begleite ich Menschen jedes Alters maltherapeutisch. Für Kinder biete ich das Malen nach Arno Stern an.

Durch das Malen kann Ruhe und Frieden bei einem belastenden Thema entstehen

 

Malen für jung und alt

Egal welches Alter, wer eine unangenehme Lebensphase durchmacht, kann sich maltherapeutisch begleiten lassen. Denn durch den Besuch einer Maltherapie ist es möglich, verschiedene Symptome diverser Störungen zu therapieren. Zusätzlich werden dadurch unterschiedliche Lebensmuster sichtbar und helfen den Betroffenen diese zu verstehen. Malen ist also eine Therapie der kreativen Art, welche hilft Entlastung zu schaffen .